Die ersten Schultage nach dem Home Schooling
Der Alltag in der Schule ist bekannt und doch völlig neu. Die Gesichter der Mitschüler*innen und Lehrer*innen sind plötzlich für einen großen Teil der Zeit hinter Masken versteckt, man wird häufig zum Händewaschen aufgefordert und es gelten einige ganz neue Regeln. Dabei hatte man sich zu Hause doch darauf gefreut, bald wieder ausgelassen mit den Gleichaltrigen zu lernen, zu plaudern und zu spielen.
Den Weg in die Normalität können wir nur gemeinsam gehen. Schüler*innen, Erziehungsberechtige und Lehrer*innen können ihren Beitrag leisten, um die Schule als unschätzbare wichtige Grundstruktur für die Zukunft unserer Gesellschaft wieder aufleben zu lassen und sie wieder zu einem Ort des Lernens und der Freude zu machen.
1. Phase: Vor dem Schulbeginn
Der Neustart in den Schulalltag erfordert sehr viele organisatorische Überlegungen. Nicht nur die Hygiene in der Klasse muss gewährleistet werden, um einer neuen Ausbreitung der Corona-Erkrankung vorzubeugen, sondern auch die Sicherheit der Schüler*innen und Lehrer*innen sowie der weitere Verlauf des Schuljahres. Die Richtlinien des Hygienehandbuchs sind umzusetzen und sollten in jeweils altersadäquater Form auch den Schüler*innen vermittelt werden.
Bei der Rückkehr zum Regelunterricht gibt es einige Fragen, die in jeder Klasse geklärt werden müssen:
- Gibt es unter den Schüler*innen und Lehrer*innen Personen, die aufgrund verschiedener Faktoren, wie z.B. Vorerkrankungen, zu Risikogruppen zählen, und wie geht man damit um?
- Welche Mittel der Leistungsfeststellung sind derzeit erforderlich und praktisch durchführbar?
- Welche Informationen sollten den Erziehungsberechtigten vorher auf welchem Wege mitgeteilt werden? Die Aussendung eines Elternbriefes mit den wichtigsten Informationen hilft dabei, Unsicherheit und Missverständnissen vorzubeugen (Unterrichtszeiten, Sicherheitsmaßnahmen, Leistungsbeurteilungskriterien etc).
2. Phase: Die ersten Schultage
Für Kinder und Jugendliche sind die ersten Tage nach Unterrichtsstart mitunter verwirrend und ungewohnt. Die Lehrer*innen können in dieser Zeit Orientierung bieten und dabei unterstützen, sich wieder im Schulalltag zurecht zu finden.
In vielen Klassen besteht aufgrund der erlebten Isolation und der sozial sehr ungewöhnlichen Situation auch erhöhter Redebedarf. Es ist wichtig, den Raum dafür zu bieten. Ängste, Belastungen und Konflikte behindern nicht nur das Lernen, sondern auch das Wohlbefinden und die Gesundheit. Gespräche und ein positives soziales Miteinander werden in den ersten Schultagen sicherlich einen höheren Stellenwert haben als die Vermittlung und Überprüfung von Wissen. Die Teilung der Klassen und das Fernbleiben von gesundheitlich gefährdeten Mitschüler*innen sind dabei weitere Herausforderungen. An die neue Version der alten Tagesstruktur müssen sich sowohl alle Schüler*inne, als auch alle LehrerInnen erst gewöhnen.
Tipps für Lehrer*innen
Ermutigen Sie die Schüler*innen, die eigenen Emotionen und Ängste anzusprechen und offen darüber zu reden. Reagieren Sie in altersangemessenen Worten darauf und seien Sie ehrlich, wenn Sie etwas nicht beantworten können. Ein aufrichtiges "Da muss ich mich selbst erst informieren" ist sehr viel wertschätzender und für die Beziehung zu den Schüler*innen wertvoller als eine Vermutung. Versuchen Sie, den Fokus der Gespräche auf das Positive zu lenken. Viele Schüler*innen haben während des Home Schoolings auch gute Erfahrungen machen können und neue Dinge gelernt, sowohl im Lernstoff als auch über sich selbst.
Sollten einzelne Schüler*innen auch nach Gesprächen massiv belastet wirken, zögern Sie nicht, sich Unterstützung zu suchen und die BeratungslehrerInnen, die Schülerberater*innen oder die Schulpsycholog*innen hinzuzuziehen.
Für die Orientierung ist es wichtig, dass Schüler*innen und Erziehungsberechtigten möglichst rasch ein Ausblick auf die verbleibenden Wochen des Schuljahres geboten wird.
3. Phase: Schulalltag neu
Die Sicherheitsmaßnahmen aufgrund der Corona-Erkrankung werden uns noch eine Weile begleiten. Ein altersgerechter Umgang mit der Situation und eine Auseinandersetzung mit den Verhaltensweisen sind daher unbedingt erforderlich. Gemeinsames kreatives Arbeiten, z.B. mit Markierungen am Boden, mit Plakaten, Corona-Klassenregeln oder einer CoKuBo (Corona-Kummer-Box) kann dabei helfen, sich auch auf Dauer zurecht zu finden.
Der Leistungsstand der Klasse sollte behutsam überprüft werden. Durch das Home Schooling sind aufgrund sehr unterschiedlicher Situationen und möglicher Unterstützungen in den Familien größere Unterschiede innerhalb einer Klasse zu erwarten als sie beim Regelunterricht gegeben wären.
Die Leistungsbeurteilung hat sehr differenziert zu erfolgen, der Fokus des verbleibenden Schuljahres sollte dabei mehr auf dem Ausgleich des Klassenniveaus und der Vertiefung bestehender Lerninhalte liegen. Leistungsdruck oder der Versuch, den verlorenen Lernstoff in Rekordzeit nachzuholen sind kontraproduktiv und können bei den Schüler*innen zu Ängsten und völliger Überforderung führen.
Die Schulpsycholog*innen der Bildungsdirektion Wien stehen bei Bedarf gerne unter folgenden Kontaktdaten unterstützend zur Seite:
- Für allgemeinbildende Pflichtschulen (Volks- und Mittelschulen, FIDS, Polytechnische Schulen): 01/52525/77518
- Für allgemeinbildende höhere Schulen: 01/52525/77535
- Für Berufsschulen und berufsbildende mittlere und höhere Schulen: 01/52525/77555
Links zum Thema Schule nach dem Corona-Lockdown:
- http://www.give.or.at/schule-nach-dem-corona-lockdown-tipps-fuer-lehrerinnen-und-lehrer/
- https://www.wienerstaedtische.at/impuls-wissen.html#!/de/pXwq2SJf/coronavirus-back-toschool/
Weitere hilfreiche Links:
- http://www.schulpsychologie.at/psychologische-gesundheitsfoerderung/corona
- https://www.bmbwf.gv.at/Ministerium/Informationspflicht/corona.html
- https://www.bildung-wien.gv.at/service/Schulpsychologie.html
- www.boep.or.at
- www.oebvp.at
- www.familienberatung.gv.at